biodiversität

Hauptsache Biodiversität

Wie für unsere Grundstücke vorgegeben, gilt es zuerst einmal die Erhaltung derselben zu gewährleisten und dann die Ausgewogenheit der Natur zu fördern. Das heisst, die Artenvielfalt im Pflanzenbereich zu erhöhen und damit auch die Vielfalt der Tierwelt zu steigern. Wir wollen nur einheimische und für das ökologische Gleichgewicht wertvolle Gewächse gedeihen zu lassen. Auf den Einsatz von irgendwelchen chemischen Produkten wird vollkommen verzichtet. Nach gewissen Initialeingriffen soll sich die Natur selber gestalten.

 

Das Gelände soll naturinteressierten Menschen zugänglich sein. Kontaktieren sie uns bei Interesse unter Tel. 079 607 22 13

 

Das Haltenhübeli so wie wir es 2012 übernommen haben. Gemähte Umgebung und das Haus eingewachsen mehrheitlich in Kirschlorbeersträuchern. 

Die nachstehenden Aufführungen sind unter Beizug des Praxis Handbuches Stadtnatur vom Paul Haupt Verlag Bern geprägt. Die Ausführungen entsprechen voll und ganz unseren Vorstellungen, Aufgabenstellungen, Überzeugungen und Handlungen.

Biodiversität ist unsere Lebensgrundlage. Die frische Luft die wir atmen und das saubere Wasser das wir trinken, werden zu einem hohen Grad von vielen Lebewesen rein gehalten. Pflanzen, Pilze und Tiere liefern uns Nahrung, Medizin, Baumaterial, Fasern, Farben und vieles mehr.

 

Es könnten aber in den nächsten Jahrzehnten mindestens eine Million Arten, also rund ein Achtel aller Tier- und Pflanzenarten aussterben, wenn sich unsere Wirtschafts- und Lebensweise nicht grundlegend ändert.  Jetzt gilt es zu handeln. Nur eine intakte Natur, von der wir alle abhängig sind, mit hoher Biodiversität ermöglicht das künftige Wohlergehen der Menschen und eine nachhaltige Entwicklung.  Der Rückgang der Biodiversität muss gestoppt werden.

 

2010 haben die 196 Vertragsstaaten der UNO-Biodiversitätskonvention, darunter auch die Schweiz, 20 Ziele für 2020 gesetzt, um den weltweiten Verlust an Lebensräumen und Arten zu stoppen. Trotz aller Warnzeichen hat die Weltgemeinschaft kein einziges dieser vereinbarten Biodiversitätsziele erreicht.

 

Lebensräume und ökologische Vernetzung

Ein Lebensraum, auch Biotop genannt, ist der Ort, wo eine typische Lebensgemeinschaft aus Pflanzen und Tieren vorkommt.  Es geht z.B. um

- Hochstammobstgärten

- trockene, nährstoffarme Wiesen 

- trockene, gut besonnte Säume z.B. entlang von Mauern und Waldrändern

- Ruderalfluren, das heisst die ersten dynamischen Stadien der Vegetationsentwicklung

- praktisch alle nassen Lebensräume wie Teiche, Sümpfe und temporäre Tümpel, usw.

 

Auf dem Haltenhübeli versuchen wir diese, vielerorts verschwindende Aspekte, zu fördern.

 

Wenn ein Lebensraum von den Tieren und Pflanzen eines nahe gelegenen, ähnlichen Lebensraums erreicht werden kann, ist er ökologisch vernetzt. Viele Tierarten sind in ihrem Lebenszyklus auf unterschiedliche Lebensraumtypen angewiesen die vorhanden und zugänglich sein müssen.

Als Beispiel die Frösche, welche Wasser, Wald und Wiesen benötigen. Deshalb gilt für uns, dass wir die bereits bestehende, gute "Infrastruktur" mit den fehlenden Gegebenheiten ergänzen. Z.B. mit Ast- und Wurzelhaufen, Steinhaufen, Heuhaufen, Totholz, Magerwiesen, Trockenstandorten, Trockenmauern, Geländeabbrüchen, nicht versiegelten Oberflächen, Hecken, usw. Bisher fehlte aber auf dem Haltenhübeli das Wasser. Dies haben wir durch den Bau eines Naturteiches korrigieren können.

 

Teich

Rund die Hälfte der einheimischen Tier- und Pflanzenarten der Schweiz sind auf naturnahe Gewässer angewiesen. Durch den Verlust unzähliger Kleingewässer in den letzten 150 Jahren, sind viele dieser Arten heutzutage bedroht.

 

Diesbezügliche Tiere können wir mit Teichen fördern. Sie brauchen Wasserflächen um zu überleben, z.B. zur Vermehrung oder zum Trinken. Zudem gibt es viele Tierarten die indirekt von Teichen und Feuchtflächen profitieren, weil sie sich von den dort lebenden Kleinlebewesen ernähren. So kann man an Teichen oft folgende Tierarten beobachen:

- Vögel (Ente, Bachstelze, Teichhuhn, aber auch viele Vogelarten welche im Wasser das Gefieder reinigen) 

- Säugetiere (Iltis, Wasserfledermaus, und alle Waldtiere)

- Amphibien (Kröten und Frösche, Molche)

- Libellen diverse

- Spinnen

- Schnecken

- Wirbellose Tiere (Wasserläufer, gemeiner Rückenschwimmer)

 

Naturteich mit Trockenmauern, Wurzelhaufen, ohne Bepflanzungen, ohne Fische mit gut besonntem nach Süden ausgerichteten Magerwiesenhang. Was wird wohl weiter entstehen und wie wird sich die Anlage entwickeln?

Beim Bau haben wir besonders darauf geachtet dass

- keine Gefahren entstehen durch Flachzone, durch nahen, durchlässigen Zaun (für kleinere Wildtiere des nahen Waldes)

- keine Bepflanzung

- Trockenmauerabstützung

- Flachwasserbereiche

- maximale Grösse (je grösser, desto besser)

- keine Fische

- Kleinstrukturen in der Umgebung (Wurzel- und Steinhaufen, Heuhaufen)

- Platzierung des Teiches bei anderen naturnahen Lebensräumen

- gute Besonnung

- keine Wasserumwälzung und auch keine Sauerstoffpumpe oder Springbrunnen

- genügend Abstand zu Bäumen

- natürliche Vertiefungen (0 - 120 cm Tiefe)

- Verwendung einer EPDM-Folie (kein PVC)

Heuhaufen

Seit Jahren mähen wir mit Ausnahme der Durchgangswege die Wiesen mit dem Balkenmäher etappenweise nur einmal pro Jahr im Spätsommer. Das getrocknete Heu schichten wir dann immer auf unseren grossen Heuhaufen. Beim Heuhaufen ist besonders die Wärme wertvoll welche durch den Verrottungsprozess erzeugt wird. Sie wirkt als Inkubator für Reptilieneier.  Der Haufen befindet sich an gut besonnter Lage mitten in der Nachbarschaft zu verschiedenen naturnahen Lebensräumen. Der Heuhaufen wird von verschiedenen Tierarten benutzt. Das zeigt sich an diversen Eingängen am Fuss des Haufens sowie auch an grossen Vertiefungen (Einsackungen) und im Winter auch an weggerupftem Heu, wahrscheinlich von Rehen aus dem nahen Wald.  

Trockenmauer

Im Tessin haben meine Frau und ich zweimal je eine Woche an einem Kurs Trockenmauern erstellt. Dort bauten wir mit sog. Lesesteinen - Steine in jeder Form - was ziemlich schwierig war - Steine verbauen, ohne dass diese wackeln und dadurch die Mauer unstabil würde. Man sagte uns, dass eine solche Mauer in etwa 100 Jahre halten sollte, was wir natürlich nie werden überprüfen können...

Unsere Trockenmauern habe ich mit Steinplatten vom Freiburgischen Steinbruch Tatüren gebaut, was um einiges leichter war als im Tessin. Trotzdem war es eine schwere Arbeit. In die zwei Mauern beim Teich wurden ca. 10 Tonnen Flachsteine verbaut, nebst dem Hintermauern mit mehrheitlich Sandsteinbrocken vom Hang beim Teich. Dieser Hang wurde zudem vom Humus befreit.

 

Trockenmauern speichern einerseits die Tageswärme und bieten so verschiedenen Reptilien, insbesondere Mauerechsen, sowie zahlreichen Insekten Verstecke und Sonnenplätze. Auch die heimische Flora kann gefördert werden, gedeihen doch in den Ritzen und Hohlräumen trockenangepasste Pflanzenarten. Ausserdem sehen Trockenmauern einfach gut aus. Zusätzlich bieten diese beiden ersten Trockenmauern auf dem Haltenhübeli Sitzplätze zum Verweilen und Beobachten der Natur. 

 

Trockenmauern fördern auch Blütenpflanzen, Farne, Moose und Flechten und bieten Nutzen für Vögel, Säugetiere, Reptilien, Schmetterlinge, Wildbienen und Wespen. 

Sandbeet und "Bienenhotel"

An regengeschütztem Ort unter der Terasse im Süden des Hauses haben wir ein Sandbeet von ca. 4 m Länge und ca. 50 cm Tiefe erstellt, kombiniert mit diversen gebohrtem Holz für Bienen und Wespen, sowie mit Steinen für die Wärmerückhaltung. Bienen und Wespen sind zugegen, aber leider bis heute (noch) keine Ameisenlöwen. 

Nisthilfen

Das "Hübeli" ist auch ein Paradies für Vögel aller Art. So haben wir in der nahen Umgebung ca. 20 selbst gebaute Nistkästen, immer in Richtung Südost auf ca. 3 m Höhe ab Boden an Bäumen aufgehängt. Diese "Vogelhäuser" werden rege benutzt. Das sehe ich jedes Jahr besonders im Februar/März, wenn ich die Kästen für neue "Mieter" reinige. Aber auch bei der Beobachtung in den folgenden Monaten. Es kommt vor, dass das Einflugloch durch die Vögel vergrössert, aber manchmal mittels Lehm auch verkleinert wird.

 

Ziel ist es nochmals so viele Nistkästen zusätzlich einzusetzen. Im kommenden Winter werde ich diese bauen und darauf achten, welche Vogelarten bis anhin noch keine angepassten Kästen zur Verfügung hatten.